Wrangel

Wrangel
Wrạngel,
 
Wrạngell, baltisches Uradelsgeschlecht, das mit den vermutlich aus Lewenwolde (dem heutigen Uelzen) stammenden, im Bistum Dorpat (heute Tartu) 1299 erstmals erwähnten de Levenwalde stammes- und wappengleich war und selbst erstmals 1277 urkundlich mit Hinricus de Wrangele in Estland begegnet. Es verzweigte sich nach Schweden, Russland, Preußen, Holland und erlangte zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert in Estland und Livland, Schweden, später in Preußen und Russland die Erhebung in den Freiherrnstand, in Schweden und Preußen zudem in den Grafenstand. — Bedeutende Vertreter waren:
 
 1) Carl Gustaf, Graf zu Sạlmis (seit 1651), Graf zu Sölvesborg (seit 1665), Freiherr von Lindeberg (seit 1653) und von Ludenhof (seit 1655), schwedischer Reichsadmiral (seit 1657) und -marschall (seit 1664), * Skokloster (bei Uppsala) 5. 12. 1613, ✝ Schloss Spycker (auf Rügen) 24. 6. 1676; im Dreißigjährigen Krieg u. a. Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte (23. 10. 1644entscheidender Sieg über die Dänen im Fehmarnbelt), hatte 1646-48 als Reichsrat den Oberbefehl über die schwedischen Truppen in Deutschland. Am 1. Nordischen Krieg (1655-60) nahm Wrangel in führender Stellung teil. Seit 1648 (mit Unterbrechung 1652-56) war er Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern, ab 1660 Kanzler der Universität Greifswald. 1664 wurde Wrangel zum Reichsmarschall (Vorsitzender des Kriegskollegiums) berufen und unterstützte als Mitglied der Vormundschaftsregierung für Karl XI. das den Westfälischen Frieden sichernde Bündnis Schwedens mit Frankreich. Er hatte den Oberbefehl über die im Dezember 1674 in Brandenburg einmarschierten Truppen, die wegen seiner Krankheit zumeist von seinem Halbbruder Waldemar Wrangel geführt wurden, der 1675 bei Fehrbellin unterlag.
 
 2) Ferdinand Petrowitsch Baron von, russischer Admiral (seit 1847) und Asienforscher, * Pleskau 9. 1. 1797, ✝ Dorpat (heute Tartu) 6. 6. 1870; erwarb sich nach einer Reise um die Welt (1817-19, mit W. M. Golownin) Verdienste um die Erforschung Nordsibiriens und Kamtschatkas. 1829-34 war er Generalgouverneur von Russisch-Amerika (Alaska).
 
 3) Friedrich Heinrich Ernst Graf von (seit 1864), preußischer Generalfeldmarschall (seit 1856), * Stettin 13. 4. 1784, ✝ Berlin 1. 11. 1877; im ersten Deutsch-Dänischen Krieg 1848 Oberbefehlshaber der deutschen Bundestruppen, anschließend Oberbefehlshaber in den Marken. In dieser Funktion unterstanden ihm die Einheiten, die im November 1848 die preußische Nationalversammlung in Berlin auseinander sprengten. Im zweiten Deutsch-Dänischen Krieg erneut Oberbefehlshaber, wurde ihm nach dem Sturm auf die Düppeler Schanzen (1864) das Kommando entzogen.
 
 4) Peter Nikolajewitsch Baron von, russischer General, * Nowo-Aleksandrowsk 27. 8. 1878, ✝ Brüssel 25. 4. 1928; befehligte im russischen Bürgerkrieg als Nachfolger General A. I. Denikins ab April 1920 antibolschewistische Streitkräfte in Südrussland. Im Sommer 1920 konnte er militärische Erfolge gegen die Bolschewiki erringen, musste sich aber Ende 1920 mit seinen Truppen wieder auf die Krim zurückziehen und Russland verlassen. Wrangel bemühte sich, seine militärischen Ziele mit politischen Reformplänen zu verbinden.

Universal-Lexikon. 2012.

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